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Was sind URLs, Domains und IP-Adressen?

Bitte nicht alles durcheinanderschmeißen!

„Könnt ihr bitte für uns die URL www.meinefresse.de registrieren?”

Solchen Anfragen erzeugen bei mir Lehrreiz, zeugen sie doch von Interesse und Viertelwissen. Um solche Anfragen korrekt und unmissverständlich zu machen, teile ich mein Wissen an der Sache gerne.

Der URL: Wie und wo wir hinwollen

Name

URL steht für Uniform Resource Locator. Es handelt sich um einen standardisierten Bezeichner für Internet-Material. Die Details folgen.

Ohne Netz

Die Regierungscheffin will wissen, wieviel Sekt im Jahr 2000 getrunken wurde und sagt zu ihrem Laufburschen:

Besorgen sie mir doch bitte Unterlagen. In der Tabelle finden sie genaue Angaben, was ich brauche und wie sie das bekommen:

Wie: DÜV, d.h. auf Basis der Dokumentenübergabeverordnung
Von welcher Abteilung:     Verwaltung
Bei welcher Behörde: Statistikamt
Ansprechpartner: Hausmeister
Lagerraum: Archivraum
Aktenordner-Nr.: 2000
Dokument-Titel: Sektbedarf
Dokument-Format: A4

Was die Kanzlerin gerne hätte, könnte man eigentlich auch als URL darstellen:

DÜV://Verwaltung.Statistikamt:Hausmeister/Archivraum/2000/Sektbedarf.A4

Im Netzwerk

Mittlerweile nutzt die Regierung auch das Internet und hat auf ihrem Rechner sogar ein Webserver-Programm laufen. Die Kanzlerin braucht keinen Laufburschen mehr, denn sie hat ja einen Web-Browser (Firefox, was sonst). Dem kann sie folgendes abverlangen:

Wie: HTTP, d.h. wie im Hypertext-Transfer-Protokoll definiert
Von welchem Rechner: dms (Dokumenten-Management-Server)
Bei welchem Behörde: statistikamt
Netzwerk-Service: Web
Hauptordner: Archivraum
Unterordner: 2000
Dokumentname: Sektbedarf
Dokumentformat: PDF

Das können wir als (vorläufigen) URL ausdrücken:
http://dms.statistikamt:Web/Archiv/2000/Sektbedarf.pdf

Netzwerk-Protokolle

Ein Protokoll bezeichnet einfach eine Art Sprache, mit der Netzwerkgeräte untereinander kommunizieren. Im Web-Umfeld sind Browser und Server so programmiert, dass sie bestimmte Schlüsselworte verstehen. Der Browser übersetzt für uns den URL in eine HTTP-Anfrage, die der Server dann beantworten kann. Alle technischen Details werden uns vom Browser abgenommen.

Portnummern

In obigem URL überrascht die Komponente :Web vielleicht - und ist auch so noch nicht korrekt. Der Teil zwischen Doppelpunkt und Schrägstrich sagt aus, von welcher Server-Software wir eine Antwort auf unsere Anfrage über das Netzwerk wollen. Der gleiche Server kann ja vielleicht auch Emails verschicken oder FTP-Downloads erlauben. Daher gibt man an, dass diese Anfrage nicht an die Email-Software oder an den FTP-Server, sondern an den Webserver gerichtet ist.

Und weil Computer mit Zahlen besser können als mit Worten werden die einzelnen Dienste mit Nummern bezeichnet. Diese nennt man Port-Nummern.

Damit der Benutzer sich nicht die ganzen Portnummern merken muss, gibt es eine Liste mit wohlbekannten Portnummern. Am Beispiel Webserver heißt das: Die Betreiber von Servern weisen dem Web-Dienst in den allermeisten Fällen die Portnummer 80 zu. (Bei verschüsselten Verbindungen in der Regel 443.) Irgendwie ist durch das dieser Anfrage unterliegende Protokoll (HTTP) schon ein Hinweis darauf, dass es sich um Web handelt und Port 80 (oder bei der verschlüsselten Variante HTTPS Port 443) angesprochen werden soll. Allerdings gibt es in der Tat Fälle, wo dem nicht so ist und die Portnummer angegeben werden muss. Beispiel: Auf einem Server laufen mehrere Web-Dienste gleichzeitig.

Mit der richtigen Portnummer zur Angabe des gewünschten Netzwerk-Dienstes sieht unser URL jetzt so aus:
http://dms.statistikamt:80/Archiv/2000/Sektbedarf.pdf

Wenn fast alle HTTP-Server auf Port 80 hören, dann kann einem ein guter Browser das eingeben der Portnummer doch gleich abnehmen. Und in der Tat: Wenn man einen HTTP-URL ohne Angabe einer Portnummer eingibt, schickt der Browser automatisch die Portnummer 80 mit. Also kann unser URL jetzt lauten:
http://dms.statistikamt/Archiv/2000/Sektbedarf.pdf

Servername

Da es beim Statistikamt sicher mehrere Server gibt, müssen wir angeben, von welchem wir die Informationen abrufen. Das ist hier der Server dms. Der könnte genausogut www heißen. (Aha!)

Domain

Wir wollen auf einen ganz bestimmten Server mit Namen dms zugreifen, nämlich auf den beim Statistikamt. Daher haben wir den Servernamen um eine Domain-Komponente (.statistikamt) erweitert. Groß- und Kleinschreibung ist bei Protokoll, Servername und Domain im URL übrigens egal.

Die Angabe aus Servernamen und Domain muss weltweit einzigartig sein. Man soll ja immer und überall auf dem gleichen Server landen. Um Verwechslungen mit anderen Statistikämtern (Schweiz, Österreich) zu vermeiden, hat das deutsche Statistikamt eine Domain registriert, die kein anderer verwenden darf und kann (warum sehen wir weiter unten). Wir nehmen an, sie hätten sich für statistikamt.de entschieden.

Übrigens: Wenn das Statistikamt nur einen Server hätte, könnten sie auch ermöglichen, dass man gar keinen Servernamen angeben muss. (Daher kann man auch das www so oft weglassen.) Aber davon gehen wir hier nicht aus.

Unser URL lautet jetzt also:
http://dms.statistikamt.de/Archiv/2000/Sektbedarf.pdf

Der Pfad: Wo genau in der Domain

Nach der Domain wird üblicherweise angegeben, wo auf dem Server sich das gewünschte Material (Dokument) befindet. Dabei wird der Ordner und der volle Dokumentname angegeben. Ordner und Unterordner werden durch Schrägstriche voneinander getrennt.

IP-Adresse: Die Koordinaten

Der URL bezeichnet das gewünschte Dokument zwar eindeutig, aber im Sinne des Internets ergibt sich daraus nicht, in welchem Netzwerk sich der betreffende Server befindet und wie er genau zu erreichen ist. Das kann nicht über den Servernamen und die Domain festgelegt werden: Denn selbst wenn der Betreiber der Domain, in dem Fall das Statistikamt, seinen Netzwerk-Provider oder seine Hosting-Firma wechselt, sollen die Dokumente ja immer noch unter der gleichen URL, zumindest unter dem gleichen Server- und Domain-Namen erreichtbar sein.

Die Netzwerker benutzen zur Identifikation des Servers eine IP-Adresse. IP steht für Internet Protocol und bezeichnet eine tiefere Ebene der Netzwerk-Architektur. Ohne auf Details einzugehen sei einfach gesagt: Provider haben einen gewissen Pool an IP-Adressen, die sie an ihre Gerätschaften vergeben können.

Anfragen an bestimmte Server-Namen gehen gar nicht als solche raus. Unser PC wandelt nämlich für uns den vollen Server-Namen (dms.statistikamt.de) in eine IP-Adresse um und schickt die Anfrage an ebendiese IP-Adresse.

DNS: Das Telefonbuch für IP-Adressen

Jetzt stellt sich die Frage: Wie kann der PC wissen, unter welcher IP-Adresse der Server des Statistikamtes zu erreichen ist. Vor allem muss ja auch berücksichtigt werden, dass sich die IP-Adresse mal ändern kann, weil das Statistikamt einen neuen Provider hat oder weil Netzwerk und/oder Systeme umstrukturiert wurden.

Die Lösung ist ein Netzwerkdienst, den man DNS oder Domain Name System nennt. In dem Moment, wo der Browser nach dms.statistikamt.de geschickt wird, lanciert die Netzwerk-Software des PCs eine DNS-Anfrage ins Internet: Welche IP-Adresse hat dms.statistiken.de? Die Antwort kommt dann von dem DNS-Server, der für die Domain statistikamt.de zuständig ist. Die Antwort bestands klassischerweise aus vier Zahlen, die jeweils durch Punkte voneinander getrennt sind. Der neue Standard ist komplexer und heißt IPv6 (Internet Protocol Version 6) und soll, genau wie weitere Details zum Thema DNS und IP-Adressen, hier zu weit führen.

Dort, wo die Domain registriert ist (bei der sogenannten Registry) ist übrigens hinterlegt, wo sich die für ebendiese Domain zuständigen DNS-Server befinden.

Das sollte jetzt erstmal reichen. Es sollte ja kein Netzwerk-Kurs werden.