Tips Zum Schlagzeugkauf
Allgemeines
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Der Autor der Drum Tuning Bible (s.a. deutsche Übersetzung) bespricht die klangbildenden Komponenten von Trommeln sehr ausführlich und fachkundig.
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Im Übrigen sind enorm viele Pauschalurteile im Umlauf. Einige davon mögen stimmen, andere nicht; wieder andere widersprechen sich gegenseitig. Viele selbsternannte Experten sprechen nicht aus Erfahrung, sondern plappern nach, was sie gelesen oder gehört haben. Das gilt leider auch für viele Musikalienhändler, die - obwohl vielleicht eigentlich Keyboarder - erzählen, was sie sich selber zusammengereimt haben.
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Natürlich finde ich meine eigenen Instrumente alle sehr gut - sonst hätte ich sie nicht gekauft. Das ist aber sehr subjektiv.
Trommeln im Allgemeinen
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Generell wird der Einfluss der Holzart oft überbewertet. Meinen Eindruck konnte ein Händler bestätigen, nachdem er im Hause Sonor unter gleichen Bedingungen Kessel gleicher Geometrie aus verschiedenen Hölzern gegeneinander testen konnte.
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Ahorn ist nicht das Maß der Dinge. Aus Birke, Buche und anderen Hölzern lassen sich hervorragende Trommeln schneidern. Meine Lieblings-Bassdrum für Rockmusik hat einen relativ dünnen Birkenkessel (Sonor SQ2 Birch medium 24x18).
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Einen sehr großen Einfluss auf den Sound hat meiner Meinung nach der Hersteller, also die Marke. Der Eindruck ist bei mir über die Jahre entstanden und ich kann gut verstehen, dass nicht jeder diese Meinung teilt. Für mich allerdings haben insbesondere die Trommeln von Sonor und DW markenspezifische Klangeigenschaften.
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Kein Set ist zu schlecht für anständige Felle. Ich möchte mal behaupten, dass man jedem Set einen brauchbaren Klang abgewinnen kann, sofern der Grat in Ordnung ist und die Felle dem gewünschten Sound zuträglich sind.
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Wenn die Trommeln beim Ausprobieren »nachhallen« oder »wummern«, dann kann das ein Qualitätsmerkmal sein. Zuviel kann man mit etwas Erfahrung wegstimmen; zur Not auch dämpfen. Ich werde eher skeptisch, wenn ein Tom »schön trocken« klingt. Das kann nämlich heißen, dass der Kessel alle Obertöne schluckt und sie nicht mehr hergibt. Die miesesten Kesseln, die ich je habe stimmen dürfen, waren sozusagen ab Werk trocken - da bekam man beim besten Willen keinen vernünftigen Ton und keine Projektion raus.
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Das Ausprobieren von Trommeln hat seine Tücken. Wenn man auf eine Trommel schlägt, hört man nicht nur den Kessel, sondern einen Mix aus vielen Klangfaktoren. Diese sind hauptsächlich:
- Der Trommler bzw. seine Art, zu trommeln;
- der Stock (besonders Form und Material der Spitze);
- das Schlagfell, d.h. dessen Material, Dicke, Aufbau, Beschichtung und Stimmung;
- das Resonanzfell, d.h. dessen Material, Dicke, Aufbau, Beschichtung und Stimmung;
- der Kessel, d.h. - für mich in dieser Reihenfolge - Durchmesser, Tiefe, Wandstärke, Grat, Holzart, Finish, Innenfläche, usw.;
- die Aufhängung und sonstige Hardware-Details;
- der Raum (enorm wichtig, für den Beweis Dank an Manfred von »Digitale Musikproduktion«).
Beim Neukauf interessiert, welchen Klang man mit einem Schlagzeug erreichen kann. Also: Wie wird dieses Schlagzeug klingen, wenn ich dir richtigen Felle in der richtigen Stimmung mit meinen Stöcken in Live-Umgebung spiele. Im Laden kann man bestenfalls an den momentan aufgezogenen Fellen herumstimmen. Das ist nicht sehr aussagekräftig.
So bleibt der Schlagzeugkauf eine Angelegenheit voller Überraschungen. Am besten hört man sich um, ob ein Bekannter das anvisierte Set vielleicht bereits selber spielt oder Erfahrungen damit hat. Professionelle Schlagzeuglehrer können auch gute Einkaufsberater sein.
Bassdrum
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Größere Bassdrums, zum Beispiel mit 24 oder gar 26 Zoll Durchmesser werden nur selten angeboten. Dabei liefern diese Größen eventuell genau den Sound der Wahl. Die größere Membrane hat eine tiefere Eigenfrequenz (also mehr Bass) und mehr Fläche (Volumen). 24 Zoll Durchmesser ergeben eine Fläche, die um 44% größer als bei 20 Zoll Durchmesser. Es lohnt sich also, zu überlegen was man braucht und zu testen. Das gilt übrigens nicht nur für die Heavy-Fraktion: Musikvereine könnten durchaus von einer 26er Bassdrum profitieren, besonders, wenn die klassische »große Trommel« nicht mehr besetzt ist.
Tip: Transportmöglichkeit vor dem Kaufabschluss testen. -
Große Bassdrum-Durchmesser können ergonomische Probleme aufwerfen. Daher sollte man beim Kauf den Hocker auf die gewünschte Höhe einstellen und probieren, ob sich die gewünschten Toms noch so drauf montieren lassen, dass sie gut erreichbar sind. Wenn das nicht möglich ist, muss man einen Kompromiss finden: Entweder kleiner Bassdrum-Durchmesser oder ein anderer Aufbau: Genügt vielleicht ein einzelnes Hängetom? Kann man ein oder zwei Hängetoms auch links neben der Bassdrum an ein (Becken-) Stativ montieren? Kann das zweite Hängetom auch in Standtom-Position montiert werden, also zwischen Bassdrum und Standtom? Oder soll es doch nur eine Bassdrum mit 20 oder sogar 18 Zoll Durchmesser sein?
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Für die Bassdrum (und die Snare) sollte man immer gleich ein Ersatz-Schlagfell mitkaufen. Es kann Tage dauern, bis man ein Bassdrum-Fell besorgt hat, weil gerade hier die Händler meist schwach bestückt sind. Mein Ersatzfell ist übrigens nur für den Notfall gedacht und daher dick und doppel-lagig. Das ist zwar nicht ideal für meinen Sound, aber es ist stabiler als das, welches ich normalerweise verwende. Daher kann ich davon ausgehen, dass es im Notfall nicht auch noch reißen wird.
Snaredrum
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Das breite Spektrum an Snares wird durch eine Fülle von Merkmalen charakterisiert. Im folgenden sind die wesentlichen aufgelistet, aber keine Angst: Darunter gibt es eine einfache Empfehlung, mit der man auch als Anfänger sehen kann, was geeignet scheint.
- Materialtyp: Zusammen mit der Größe vielleicht die wichtigste Frage bei der Auswahl einer Snare: Soll es Holz, Metall oder vielleicht sogar Kunststoff sein?
- Materialdetails: Was für ein Material im einzelnen verwendet wird, macht auch klanglich einen Unterschied. Typische Hölzer sind, ähnlich wie bei Toms, Ahorn, Birke, Buche, sowie weitere heimische und exotische Gewächse. Im Sound unterscheiden sich diese meines Erachtens alle nur minimal voneinander. Bei Metall-Snares stellen Experten häufig deutliche Unterschiede zwischen Stahl, Messing, Bonze oder Alluminium fest.
- Bauweise: Holz-Snares können aus mehreren Lagen gleicher oder unterschiedlicher Holzart, aber auch aus massiven Segmenten (d.h. in Fassbauweise) gefertigt sein. Metallkessel können aus Blech nahtlos gezogen, geschweißt oder sogar gegossen sein. Sie sind mit einer Sicke (»umlaufende Wölbung in der Mitte«) oder auch nicht.
- Durchmesser: Lange Zeit haben Schlagzeuger einzig Wirbeltrommeln mit 14 Zoll Durchmesser erwogen. Mittlerweile konnten sich einige auch mit 13 Zoll anfreunden. Bei Effekt- oder Neben-Snaredrums sieht man zuweilen auch 12 und 10 Zoll.
- Kesseltiefe: Gängige Snaredrums sind 3 bis 8 Zoll tief.
- Spannreifen: Es gibt Stahl mit verschiedenen Flanschformen, Guss oder Holz.
- Spralteppich: Auch bei den »Schnarren«, die am Resonanzfell anliegen, gibt es verschiendene Materialien und Abmessungen (Breite, Spiralanzahl).
Und wie soll man aus dem Dschungel jetzt das passende Instrument herausfiltern? Das ist recht einfach: In einem sehr breiten Bereich kann man nur wenig falsch machen. HIER WEITER Teppichen (Material, Breite/Spriralanzahl) und weiteren Ausstattungsmerkmalen. Der persönliche Geschmack entwickelt sich mit der Zeit. Die meisten Schlagzeuge werden von Haus aus mit einer Snare geliefert, die ein recht breites Spektrum abdecken können. Typisch sind Stahl- oder Ahorn-Snares mit 14" Durchmesser und einer Höhe von 5" bis 6,5".
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In aller Regel wird man sich die Snare nach dem Sound aussuchen. Ohne hier auf die vielen Varianten einzugehen, sei, ähnlich wie bei der Bassdrum, auf mögliche ergonomische Vorteile eines kleineren Durchmessers verwiesen. Das kann nicht nur dem Körperbau (Größe, Beinlönge, Bewegungseinschränkungen), sondern auch dem gewünschten Aufbau geschuldet sein: Wenn ich ein Doppelpedal für die Bassdrum benutze, dann begünstigt ein Snare-Durchmesser von 13" oder sogar nur 12" die Positionierung der Hi-Hat. Übrigens gibt es auch Snares mit 13" Durchmesser, die einen tiefen Rocksound erzeugen können; vor allem, wenn die Kesseltiefe mehr als 6" beträgt.
Becken
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Als Anfänger - und eigentlich auch als Profi - braucht man nur wenig. Ein vernünftiges, vielleicht crash-bares Ride-Becken und ein gutes Hi-Hat verschlingen auch gebraucht ohnehin jedes Schüler-Budget.
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Die Beurteilung guter Becken ist sehr schwer, wenn man sich erst mal an den Klang von Billig-Becken gewöhnt hat. Als ich zum ersten Mal ein Becken mittlerer Preisklasse gekauft hatte, hat mich der Sound zuhause, neben meinen anderen Becken, total erschreckt. Ich fand das einfach nur laut, grell und aggressiv. Meine #8222;Papp-Teller” mit wenig Oberton, kurzem Sustein und begrenzter Dynamik waren für mich zur Referenz geworden.
Tip 1: Den Lehrer oder einen erfahrenen Trommler zur Beratung und Beschlussfassung hinzuziehen.
Tip 2: Erst gar keine billige Becken kaufen, sondern lieber weniger. -
Ein neues Becken soll in der Regel zu dem vorhandenen Beckensatz passen und den Gesamtsound des Schlagzeugs bereichern. Das kann ich persönlich nur feststellen, wenn ich es zusammen mit dem Rest meiner Becken, idealerweise des ganzen Schlagzeugs höre. Man kann vielleicht das Becken zusammen mit dem vorhandenen Beckensatz ausprobieren. Wenn man das Vertrauen eines Stamm-Händlers genießt, kann man es vielleicht auch im Proberaum mit Band ausprobieren. Wenn der Händler das erlaubt, fasst man es im Gegenzug auch nur mit Samthandschuhen (wörtlich gemeint) an und kauf es bei Interesse sebstverständlich von ebendiesem Händler.
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Zum Thema Becken-Werkstoffe:
Die meisten Becken werden aus Bronze oder Messing hergestellt. Deren Hauptbestandteile sind Kupfer und Zinn beziehungsweise Kupfer und Zink. Darüberhinaus können weitere Elemente in kleinen Anteilen zugesetzt sein. Der Zweck heiligt die Mittel und die Hersteller können da ihre Geheimnisse haben. Auch der Preis hat hier einen Einfluss.
Messing-Becken sind günstig herzustellen und daher billig zu haben, aber ich habe auch noch keines gehőrt, das gut klingt.
Bronze-Becken gibt es von billig bis edel. Die häufigsten Legierungen sind B20 (20% Zinn) und B8 (8% Zinn); darüberhinaus gibt es weitere Varianten.
B20 wird für viele gute Becken verwendet. Allerdings ist die Auswahl dieses Material noch keine Garant für ein gutes Becken.
B8 lässt sich günstiger verarbeiten und wird auch ganz gerne für mittelprächtige Becken verwendet. Das macht das Material allerdings nicht schlechter: Der Hersteller Paiste es geschafft, aus ebendiesem Material einige ganz besondere Beckenserien (2oo2, Rude, Giant Beat) herzustellen, die dann aber auch ihren Preis haben. Solche edlen B8-Becken setzen sich im Band-Kontext sehr gut durch. Bedingt durch Material und Verarbeitung (!) bereichern sie das Frequenzspektrum eines typischen Band-Ensembles nach oben und bleiben anderen Instrumenten in tieferen Bereichen aus den Füßen. Das wird dort interessant, wo das breitbandige, warme, tiefere Klangbild eines edlen B20-Beckens nicht durchkommt, stört und/oder Höhen vermissen lässt. -
Kleine Crash-Becken sind nicht zu empfehlen. Im Laden mag der Sound geschmeidig erscheinen, aber in der realen Band-Umgebung setzen sie sich entweder von vorneherein nicht durch oder verschwinden so schnell wie ein Splash. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Anfänger ein 14-Zoll-Crash braucht. Man ist mit 16 oder 18 Zoll weit besser beraten.. Hier noch ein Zitat aus dem Drummerforum: „Ich hab bis auf ein K-Custom Dark Crash noch kein vernümftiges 14er Crash gehört. Das hab ich auch dann direkt mitgenommen, taugt aber nur zum Aufnehmen. Live oder bei Proben geht sowas entweder unter oder kaputt.”
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Große Crash-Becken können wunderbar klingen. Je nach Materialstärke können diese ab etwa 19 Zoll Durchmesser gong-artigen Klang und langes Sustain (Nachhall) erzeugen. Da ich diesen Effekt nicht mag, wähle ich bei großen Crashbecken bevorzugt dünne Ausführungen. Ein sehr gutes Beispiel nennt sich Istanbul Mehmet 20" Paper Thin Crash. Dieses Becken spricht sehr schnell an, klingt brillant, setzt sich gut durch und verschwindet aber beizeiten, ohne aufdringlich gewesen zu sein.
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Hi-Hats gibt es nicht nur mit 14 Zoll Durchmesser, sondern je nach Stil, Sound-Vorstellung und gewünschter Lautstärke kann ein schnelles 13er oder ein durchsetzungsfähiges 15er eine interessante Alternative sein.
Hardware
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Hardware soll so stabil wie nötig und so leicht wie möglich sein (und nicht rosten). Zwischen einem Hardware-Koffer von 40 kg und einer Tasche mit 25 kg Hardware liegen etwa 2 Bandscheibenschäden pro 20 Jahre Bühnenerfahrung.
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Galgenbeckenständer für ein einzelnes Becken sind oft Unfug. Man sollte bei jedem Stativ überlegen, ob ein gerader Beckenständer das Becken nicht auch in die gewünschte Position bringt. Wenn man doch einen Galgen braucht: Sowas gibt es auch einstrebig, z.B. von Yamaha (Serien 600 und 700). Die fallen normalerweise auch bei sehr kraftvollem Spiel nicht um.
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Doppelstrebige Snare-Stative sind meistens überdimensioniert. Sehr leicht und doch sehr stabil sind die einstrebigen Snare-Stative von Yamaha.
Produktspezifisches
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Das Yamaha Hipgig Al Foster hat nicht nur einen Super-Sound, sondern man es ist ein logistisches Wunder. Man könnte es tatsächlich komplett auf einmal tragen - Becken und Hardware inklusive - und hat es in 10 Minuten aufgebaut. Tip: Man muss es nicht auf einmal tragen. Anstatt den schlecht ausbalancierten Rucksack mit allen Trommeln auf den Rücken zu nehmen, sollte man diesen lieber vor dem Körper tragen.
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Das Sonor Force 2000 und dessen Nachfolgemodelle (z.B. Force 2007) genießen einen sehr guten Ruf als Rock-Schlagzeug. Das ursprüngliche Force 2000 wurde in Deutschland aus Pappelholz geferigt. Sein Sound ist bei manchen Rockern immer noch recht beliebt und gut für den Pappkarton-Sound der 1970er Jahre.
Falle 1:
Die Nachfolgemodelle klingen anders und sind, gemessen an der Qualität, relativ teuer.
Falle 2:
Ich habe auf einigen Force 2000 und auch Force 3000 gespielt und alle klangen tief und dumpf, was nicht nur an Fellen und Stimmung zu liegen schien. Das mögen Anfänger oft („hallt nicht so lange nach“). Man sollte sich den recht toten Sound unbedingt mal aus 5 Metern Entfernung anhören. Vielleicht ist es ja doch nicht gerade der Traum-Sound. -
Das Sonor ProLite ist ein tolles Set. Es gibt die Meinung, dass die Qualität identisch mit der des Sonor SQ2 ist und das letzteres lediglich individuelle Konfiguration erlaubt. Diese Meinung teile ich nicht: Vom ProLite bis zum SQ2 gibt es nochmals eine Qualitätssteigerung in den Details. Allerdings sind beides tolle Sets und ich habe den Umstieg vom SQ2 nach ProLite nicht als Rückschritt empfunden.