Harmonielehre IV: Tonika und Dominante

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Was man auf dieser Seite lernt

Wer das schon weiß, darf die Lektion überspringen.

Tonika: Heimathafen oder Grund-Akkord der Tonart

Den Grundakkord von C-Dur kennen wir schon: Es ist der C-Dur-Akkord. Wir nennen den Akkord auf der ersten Stufe einer Tonleiter die Tonika der entsprechenden Tonart.

Übrigens: Im Folgenden werden bleiben wir in der Regel im C-Dur-Kontext. Alle genannten Akkorde lassen sich in jeder Tonart nach den gleichen Regeln bilden.

Dominanten: Gut beherrschbar

Zur Wiederholung, wie wir den C-Dur-Dreiklang gebildet haben: Dazu haben wir drei Töne aus der C-Dur-Tonleiter übereinander geschichtet, nämlich den ersten (Grundton), den dritten (Terz) und den fünften (Quinte). Wir haben also ab Grundton drei Töne genommen und dabei immer einen übersprungen - also Terzen übereinandergelegt (genaugenommen eine große Terz c-e und darüber eine kleinen Terz e-g, was ja den Dur-Charakter ausmacht).

Nun wollen wir sehen, welchen Akkord wir bekommen, wenn wir statt auf dem Grundton einfach auf dem fünften Ton der C-Dur-Tonleiter anfangen und von dort auf die gleiche Weise drei Töne übereinander schichten (zusammen spielen). Wir erhalten g als Grundton des neuen Akkords, h als Terz und d als Quinte. Dieser Akkord, g-h-d, ist die sogenannte Dominante von C-Dur.

Merke: Den Dreiklang auf der fünften Stufe einer Tonleiter nennt man deren Dominante.

Sehen wir uns die Dominante mal genauer an:

1       2       3   4       5       6       7  8/1      2       3   4
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
c       d       e   f       g       a       h   c       d       e   f
                            |               |           |           
                         Grundton         Terz       Quinte

Wenn wir diese drei Töne zusammen spielen, uns also diesen Akkord (Mehrklang) anhören, so hören wir die Dominante von C-Dur. Es ist ein Dreiklang beginnen auf dem Ton g. Um es vorwegzunehmen, es handelt sich exakt um G-Dur. Dass es sich um einen Dur-Akkord handelt, erkennen wir an den Abständen der Töne untereinander, den Intervallen:

1       2       3   4       5       6       7  8/1      2       3   4
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
c       d       e   f       g       a       h   c       d       e   f
                            |               |           |           
                            |---------------|-----------|           
                            |  Große Terz   |Kleine Terz|     
                            |(2 ganze Töne) |(1,5 Töne) |
                            |               |           |
                        Grundton          Terz       Quinte
                        (1.  Ton)       (3.  Ton)   (5.  Ton)
                        von G-Dur       von G-Dur   von G-Dur
                           
[Dominante - der Dreiklang auf der 5. Stufe - ist ein Dur-Akkord]

Das kommt uns bekannt vor: Eine große Terz (zwei Ganztöne Abstand) und darauf eine kleine Terz (eineinhalb Töne Abstand) ergeben einen Dur-Akkord, wie wir in der Lektion über Dur‑Dreiklänge gelernt haben.

Was machen wir mit der Dominante?

Bei der Harmonie von Liedern ist die Dominante neben der Tonika (Dreiklang auf der ersten Stufe) der wichtigste Akkord. Mit Tonika und Dominante lassen sich ganze Stücke begleiten. Das erste Stück, welches ich begleiten konnte, war das Kinderlied Im Märzen der Bauer. Man braucht dazu in der Tat nur die vorgenannten beiden Akkorde.

    C          G                      C
Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt
                G                    C
Er setzt seine Felder und Wiesen instand
      G         C       G          C
Er pflüget den Boden er egget und sät
                 G                   C
Und rührt seine Hände von früh bis spät

Wer es poppiger mag: Tulsa Time von Eric Clapton lässt sich genauso einfach begleiten. Bei der Suche nach den Akkorden im Web findet man es vielleicht in einer anderen Tonart, also wechseln sich statt C und G vielleicht G und D ab: Dann ist es eben in G-Dur notiert, d.h. G-Dur ist die Tonika und D die Dominante (d.h. der Dreiklang auf dem fünften Ton.)

Spannend: Der Dominantseptakkord

Wenn man genau hinhört so fällt auf, dass das Ohr nach der Dominante immer erwartet, dass man wieder zur Tonika zurückkehrt. Es entsteht Spannung. Gerade bei o.g. Tulsa Time ist die Befreiung sehr deutlich, wenn es endlich wieder zurück in den Ausgangs-Akkord geht.

Merke: Die Dominante strebt nach der Tonika.

Diese Spannung lässt sich noch deutlich verstärken, indem man den sehr harmonisch-runden Dur-Akkord auf der fünften Stufe (die Dominante) erweitert und so harmonisch interessanter und spannungsgeladener macht. Dazu nimmt man einfach noch einen Ton dazu, wobei man wieder einen Ton überspringt:

Die Dominante von C-Dur, also der Dreiklang G-Dur, besteht ja aus dem ersten (g), dritten (h) und fünften (h) Ton ab G-Dur. Das entspricht auch dem G-Dur-Dreiklang. Nun packen wir auf die Dominante von C-Dur noch einen Ton drauf. Wie beim Akkordbau typisch lassen wir wieder einen Ton aus (e), fügen also ein f hinzu. Damit haben wir einen interessanten Vierklang, g-h-d-f.

 
1       2       3   4       5       6       7  8/1      2       3   4
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
c       d       e   f       g       a       h   c       d       e   f
                            |               |           |           |
                        Grundton          Terz       Quinte      hinzu-
                        (1. Ton)         (3. Ton)    (5. Ton)   gefügter
                        von G-Dur       von G-Dur   von G-Dur     Ton

[Vierklang auf der fünften Stufe eine Dur-Tonart: Dominantseptakkord]

Den so entstehenden Akkord nennt man den Dominantseptakkord.

Das Akkordsymbol für den Dominantseptakkord ist der Buchstabe seines Grundtons mit einer hochgestellte Zahl Sieben (7), also im obigen Beispiel G7. Oft wird die Sieben auch einfach so hinter den Buchstaben geschrieben, also G7. Das Symbol 7 kommt daher, dass wir zur Stufe 1, 3 und 5 noch die Stufe 7 (gezählt ab dem Ton g) hinzufügen. Man nennt diese siebte Stufe auch die Septime. Beim Dominantseptakkord gibt es eine Besonderheit.

Schauen wir uns den Akkord G7 mal auf seiner eigenen Tonleiter (G-Dur) an:

 
1       2       3   4       5       6       7   1
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
g       a       h   c       d       e       f#  g  G-Dur-Tonleiter
|               |           |           |
g---------------h-----------d-----------f          G7-Akkord

Wir haben G7 als Dominantseptakkord von C-Dur gebildte. Dabei galten die (nicht vorhandenen) Vorzeichen von C-Dur. In G-Dur wird aber das f zum f#. (Wir erinnern uns an die Lektion zu den Dur-Tonleitern: Nur so gibt es einen Halbtonschritt zwischen siebter und achter Stufe.) Der Ton, der G zu G7 macht, ist also nicht die siebte Stufe von G-Dur (f#), sondern liegt einen halben Ton darunter (f). Das ist eine Besonderheit bei den Akkordsymbolen. Normalerweise bildet man Akkorde in der Ausgangstonart und nimmt die Töne der jeweiligen Tonart. Beim dem Zusatz »7« ist das anders: Die ist in ihrer Funktion im Dominantseptakkord so allgegenwärtig, dass als Akkordsymbol mit einer 7 immer die kleine Septime (ein halber Ton unter der siebten Stufe ab Grundton) gemeint ist, die zum Dur-Akkord hinzukommt.

Major 7 - Wenn die tonleitereigene Septime gemeint ist

Manchmal will man einem Akkord aber nicht die kleine Septime hinzufügen, sondern meint tatsächlich die siebte Stufe der Tonart. Das ergibt nämlich auch einen interessanten Akkord: Den Major-Sieben-Akkord. Dieser wird uns später noch beschäftigen, aber er soll hier nur mal erwähnt werden, um Verwechslungen mit dem »normalen« Septakkord zu vermeiden. Der Major-7 ist einfach zu bilden: Einfach vom Grundton der Tonleiter ausgehen und die Stufen 1, 3, 5 und 7 übereinanderlegen (zusammen spielen) und fertig. Wir schauen uns diesen in C-Dur an.

          1       2       3   4       5       6       7   8
C-Dur-    |---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Tonleiter c       d       e   f       g       a   |   h   c
          |                                       |   |
          |                                       |   |
C7        c---------------e-----------g-----------b   |
       Grundton          Terz       Quinte    kleine  |
          |                                   Septime |
          |                                           |
Cmaj7     c---------------e-----------g---------------h
       Grundton          Terz       Quinte         große
                                                   Septime

[C7 und Cmaj7 - die Septimen machen den Unterschied]

Nochmals zum Einprägen: Der 7er-Akkord hat die kleine Septime aus seiner Funktion als Dominantseptakkord von F-Dur: F-Dur hat ein b-Vorzeichen, mit dem aus dem H ein B wird. Der Major-7-Akkord dagegen hat eine große Septime als erweiterte Tonika von C-Dur.

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