Harmonielehre II: Der Tonraum

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Was man auf dieser Seite lernt

Wer das Nötige schon weiß, darf die Lektion überspringen.

Nach der Tonleiter ist vor der Tonleiter

Bisher haben wir eine Tonleiter immer nur als einen Raum von acht Tönen betrachtet. In C-Dur sind das die Töne von c bis c. Innerhalb eines so begrenzten Notenraumes wären Lieder sehr einfach zu singen, aber auch langweilig.

Wie schon der jeweils letzte Ton in den vorausgehenden Tonleitern andeutet, gibt es jeden Ton in verschiedenen Lagen. Wir sehen den Grundton c (erster Ton), der dann als wieder als achter Ton auftaucht. Wie man sich denken kann, geht es ab dort wieder weiter - die Tonleiter wiederholt sich. Man ist jetzt in einer höheren Lage oder in einer anderen Oktave. Der Begriff Oktave steht für den Abstand - das Interval - zwischen dem ersten und achten Ton einer Tonleiter. Man verwendet ihn auch für den entsprechenden Notenraum.

Um mehr als eine Oktave auf der Seite unterzubringen quetschen wir mal die C-Dur-Tonleiter etwas zusammen und stellen drei Oktaven dar. Um den gleichen Ton in unterschiedlichen Oktaven namentlich unterscheiden zu können, werden verschiedene Schreibweisen verwendet, die weiter unten erklärt werden.

C   D   E F   G   A   H c   d   e f   g   a   h c'  d'  e'f'  g'  a'  h'c''
|                       |                       |                       |
|------ 1. Oktave ------|------ 2. Oktave ------|------ 3. Oktave ------|
      (Große Oktave)         (kleine Oktave)     (eingestrichene Oktave)

Benennung des Notenraumes

Die einzelnen Oktaven haben Namen. Neben den hier vorgestellten Bezeichnungen gibt es auch noch andere, aber das Prinzip bleibt. Man muss diese Bezeichnungen nicht auswendig lernen.

Die kleine Oktave - von c bis h (in Kleinbuchstaben) ist die Basis der Tenor-Singstimme.

Über der kleinen Oktave folgen die eingestrichene Oktave, bei der die Noten mit einem Strich (c' bis h') oder mit einer 1 (c1 bis h1) gekennzeichent werden. In dieser Oktav und darüber bewegen sich Sopran-Singstimmen. Hier liegt auch der Kammerton a' oder a1, der beim Stimmen als Referenzton benutzt wird (440 Hz oder leicht davon abweichend).

Es folgt die zweigestrichende Oktave (c" bis h" oder c2 bis h2), darüber die dreigestrichene, viergestrichene und theoretisch auch noch die fünfgestrichene Oktave. Darüber kann bestenfalls ein Hund noch etwas hören.

Zurück zu der kleinen Oktave gehen wir jetzt in die Tiefe:

Unter der kleinen Oktave gibt es zunächst die große Oktave (C bis H). Bass-Stimmen schaffen deren tiefste Töne zwar nicht, aber immerhin das F.

Unter der großen Oktave kommen noch die Kontra-Oktave (C1 bis H1) und die Subkontra-Oktave (C2 bis H2). Letztere wird eher selten benutzt und Unterhalb von C2 hört der Mensch kaum noch etwas - im Gegensatz zu den Tauben, die ihrem Namen hier gar nicht gerecht werden.

Der hörbare Notenraum mit den offiziellen Bezeichnungen ist im folgenden dargestellt, und zwar mit den höheren Tönen oben und den tieferen unten. In der Darstellung sind Ganz- und Haltbonschritte gleich weit gesetzt - wir wissen ja mittlerweile, wo die Halbtonschritte liegen (e-f und h-c).

c4  d4  e4  f4  g4  a4  h4  viergestrichene Oktave (auch: c'''' etc.)
c3  d3  e3  f3  g3  a3  h3  dreigestrichene Oktave (auch: c''' etc.)
c"  d"  e"  f"  g"  a"  h"  zweigestrichene Oktave (auch: c2 etc.)
c'  d'  e'  f'  g'  a'  h'  eingesstrichene Oktave
c   d   e   f   g   a   h   kleine Oktave
C   D   E   F   G   A   H   große Oktave
C1  D1  E1  F1  G1  A1  H1  Kontra-Oktave

Zur Orientierung: Der Tonumfang der Gitarre beginnt in der großen Oktave, der Bass in der Kontraoktave. Piccoloflöten beginnen erst in der zweigestrichenen Oktave. Wenn die drei jetzt die C-Dur-Tonleiter zusammen spielen, dann hören wir vielleicht die folgenden Töne:

Flöte    c"  d"  e" f" ...
Git.     c   d   e  f  ...
Bass     C   D   E  F  ...

Tonumfang

Damit man eine Vorstellung hat, in welchen Oktaven sich verschiedene Stimmen oder Instrumente bewegen, hier mal eine kleine Übersicht:

Sopran-Stimme  c' bis a"
Alt-Stimme     e  bis e"
Tenor-Stimme   c  bis a' (*)
Bass-Stimme    F  bis f'
Gitarre        E  bis h" (*)

(*) Hinweis für Notisten: Tenor-Stimme und Gitarre werden eine Oktave höher notiert, als sie klingen. Damit sind sie im Violinschlüssel besser zu lesen.

Das ganze Thema soll nun nicht verunsichern. Für unsere Harmonielehre ist es nur am Rande von Bedeutung. Wichtig ist nur zu verstehen, dass eine Tonleiter über mehrere Oktaven geht.

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